Montag, 20. April 2009
20.04.09 Estella nach Los Arcos
Hier nun noch die Bilder des Tages. Die will ich Euch doch nicht vorenthalten.

Fangen wir mal chronologisch mit dem Beginn des Tages an.
Ich am Weinbrunnen des Klosters Irache. Ich sagte Euch ja, der Brunnen war aus. Aber man beachte und sehe mal: Ich habe meinen tollen roten Regenponcho an. Ist der nicht Huebsch? Den Brunnen haben wir einfach mal ein bisschen verdeckt :-)
Neben mir steht Andra.


Und hier mal einen Eindruck vom heutigen Wetter...


Links im Bild seht ihr einen Wegweiser. Ein gelber Pfeil und in Blau-gelb gehalten eine Jakobsmuschel....denen Dingern rennen wir den ganzen Tag hinterher...(fast so seltsam, wie beim Fussball, wo 22 Mann hinter einem Ball her rennen)
..und ihr erkennt auch noch einmal das Wetter vom Montag



Und fuer den heutigen Tag natuerlich zu guter letzt: DIE BLASE. Sie befindet sich unter dem Pflaster!


Hallo Ihr Lieben,

ich muss zunaechst mal eine Kleinigkeit richtig stellen. Cemi hat mir gesagt, ich soll Euch mitteilen, dass die Spanier einfach etwas spaeter zur Messe gehen. Wir waren wohl zu frueh dran. Es gibt in Spanien wohl gegen Mittag noch eine Messe, die sei wohl eher voll. Somit habe ich meine Schuldigkeit getan, als ich sagte, die Spanier gingen nicht zur Kirche.

Heute gibt es mal wieder keine Bilder. Das hole ich mal wieder nach.

Gestern der Abend ist noch total gut verlaufen. Wir waren schoen beim Italiener und haben lecker Pilgermenue gegessen. Das ist hier so Brauch. Gibt es fast in jeder Stadt. Da gibt es dann verschiedene Speisen, meist 3 Gaenge, und man ist wirklich satt.
(oder habe ich Euch das schon mal geschrieben???)

Nun ja, heute Nacht hat ueberhaupt keiner geschnarcht. Ich bin total verwundert. Constanze, die mit ihrem Mann fuer 2 Wochen die Herberge in Estella betreut, als Hostaliera, hat lecker Fruehstueck gemacht. Sie hat mich auch fotografiert, wo ich mal ganz still in der Ecke sitze. So Wolfgang, reicht das mal fuers erste?? Grins
Aber wer mich kennt weiss ja auch, dass ich morgends ohnehin immer ein bisschen laenger brauche, um wach zu werden :-)

Das Wetter war heut nicht ganz so doll, um nicht zu sagen, dass es einfach geregnet hat (jetzt scheint draussen schon wieder die Sonne).
So habe ich mein wunderbares, rotes, Regencape herausgeholt und uebergeworfen. In Roncesvalles hatte es noch funktioniert, dass es dann aufhoert, zu regnen. Hier aber nicht. Es regnete aber nicht so stark, so dass es ertraeglich war.
Auf dem Weg fiel mir heute ein, dass der Jakobsweg so etwas, wie das Leben ist.
Man faengt an und ist noch ganz unbedarft, weiss noch nicht wie alles funktioniert und auf andere angewiesen. Man ist also das Baby auf dem Camino. So langsam waechst man dann hinein, in den Pilger. Man bekommt hier und da Ratschlaege und wird langsam erwachsen (ich bin gerade ein rebellischer Teenager - aber gutartig lach).
Heute habe ich den Ratschlag befolgt, dass ich mal einen Tag eine kuerzere Etappe machen soll. So habe ich mir einen halben Tag frei genommen. Bin nur bis 12 Uhr gelaufen.
Aber zurueck zu meinem Vergleich. Man geht also in das Leben hinein. Nicht jeder Tag ist ein schoener Tag. Manchmal gibt es Regentage, so wie heute. Macht aber nichts, denn man weiss, dass auch wieder Sonnentage kommen. Also geht man dem Ziel des Lebens entgegen. Bei uns hier ist es Santiago de Compostela. Im Leben gibt es ganz viele Ziele.
Und wenn wir in Santiago ankommen, wissen wir auch nicht, wie es danach weiter geht.

Was einem doch so einfaellt, auf so einem Weg. Ich finde den Vergleich aber sehr schoen und meine es durchaus positiv. Keine Angs, mir geht es blendend!!! :-)

Heute war der Weg also nicht so schwer. Die Fuesse und die Schulter waren nett zu mir. Ich habe die Ratschlaege der "aelteren Pilger" erhoert und mache heute mal NUR 20 KM. lach.

Der Regen war auch nicht so schlimm. Kurz nach dem Start sind wir dann am Kloster Irache vorbei gekommen. Dort gibt es einen Brunnen, aus dem Wein fliesst. Die haben wohl gehoert, dass ich komme (wussten aber nicht, dass ich keinen Rotwein trinke) und kurzerhand den Brunnen abgestellt.
Mir war es wurscht. Aber die anderen Pilger waren traurig.

Ich bin dann meist alleine unterwegs gewesen und mir viele Dinge durch den Kopf gehen lassen (das ist mal wieder Privatsache aetsch).

Es ging durch eine sich wieder veraendernde Landschaft. Jetzt wird der Weinanbau immer mehr. Wir sind hier wohl noch in Navarra (Erdkunde war nie so mein Fall, "Setzen 6, Gotta" lach) und kommen bald nach La Rioja, wo es ja dann auch noch mehr Wein gibt.
Ich habe aber heute eher mehr Gedanken fuer das Ziel.
Heute ist einfach mein Pausentag. Ab 12 Uhr habe ich frei (sagte ich ja schon oben).

Bin dann in Los Arcos angekommen und in der Casa Austria abgestiegen.
Eine nette Herberge. Man(n) spricht Deutsch grins

Und die Freude ward gross, nach und nach kam die ganze Pilgerfamilie, auch die verlorenen Schafe, wieder zusammen. Heute sind wir wirklich eine grosse Runde. Man sagt wohl, dass man alle die, mit denen man angefangen hat zu laufen, auf dem Wege immer wieder trifft. So traf ich ja gestern schon einen Teil und heute stoesst noch der Rest dazu. Wunderschoen.

So und jetzt kommt dann das Gestaendnis:
Ja, ich habe meine erste BLASE!
Aber immer mit der Ruhe. Sie ist nicht wirklich gross (ich habe hier wirklich schon dolle Dinger gesehen) und Schwester Ann-Sophie wird mir gleich operativ den linken, kleinen Zeh entfernen. Dort passiert dann mit Sicherheit nichts mehr.
Nein, keine Angst, sie macht die Blase nur auf und wird mich mit einem huebschen Pflaster versorgen.
Und dann mache mer e bissje heile heile gaensje...und morsche is alles widder gut!

...und ich kann jetzt auch in Sachen Blasen mitreden!!!

In diesem Sinne herzliche Gruesse aus Los Arcos
buon camino
Thomas

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